Fernstein: Zufluchtsort und Naturparadies
Das Hotel Schloss Fernsteinsee, eingebettet in die majestätische Tiroler Landschaft, birgt eine tiefe Verbindung zu König Ludwig II. von Bayern, dessen Sehnsucht nach Ruhe und Natur ihn regelmäßig in diese idyllische Zuflucht führte. Ludwig II., bekannt für seine Liebe zur Burgenromantik und zu mystischen Orten, fand in Fernstein einen Ort, der seine Vorstellungen von einem unberührten Naturparadies widerspiegelte. Der König, der die Region über die neu erbaute Straße von 1856 erreichte, war fasziniert von der wilden Gebirgslandschaft und der historischen Aura der Burgruinen am Fernsteinsee.
Seine Begeisterung für Fernstein (vormals Verstein oder Stein am Fern) führte dazu, dass er ab 1872 zwei Zimmer im Wirtshaus dauerhaft für sich reservieren ließ, die auf Kosten der Kabinettskasse mit luxuriösem Komfort ausgestattet wurden. Diese Räume, die einst in rosa und blauem Seidendamast gehüllt waren, dienten ihm als private Rückzugsorte, in denen er inmitten von Kerzenschein und majestätischem Flair die Stille der Nacht genoss. Die erhaltenen Speisekarten der königlichen Diners in Fernstein zeugen von Ludwigs Besuchen und seiner Vorliebe für exquisite kulinarische Genüsse in dieser abgeschiedenen Oase.


Märchenhafte Pracht in Fernstein
Besonders bemerkenswert beschrieben sind Ludwigs nächtliche Schlittenfahrten, die von einer fast märchenhaften Pracht gekennzeichnet waren. Mit einem goldenen Schlitten, gezogen von vier Schimmeln und begleitet von Vorreitern mit Windlaternen, die ihr gespenstisches Licht in die Winternacht warfen, verkörperte Ludwig eine Gestalt wie aus einer anderen Welt. Diese nächtlichen Ausflüge, führten den König in die ruhige Einsamkeit Fernsteins, wo er sich weit entfernt von den Zwängen seiner Königswürde und den Anforderungen der modernen Welt fühlte. So äußerte er sich einmal folgendermaßen über den geliebten Ort: „Auch für zahllose andere Menschen […] wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub übriggelassen hat.“
Die heutige Besitzerfamilie des Hotels Schloss Fernsteinsee führt das Erbe dieser historischen Begegnungen mit Stolz fort und bewahrt die Geschichten und Traditionen, die Generationen von Adeligen und gekrönten Häuptern hier hinterlassen haben. Ludwigs tiefe Verbundenheit mit Fernstein, einem Ort fern von der modernen Welt, wo Ruhe und Natur im Vordergrund stehen, wird auch heute von jedem erlebt, der diesen Kraftplatz der Ruhe betritt.

Das Menü des Königs in Fernstein 1885
Dîner de Sa Majesté le Roi
Fernstein, le 10 aout 1885
Consommé aux petits quenelles
Truites à la hollandaise
Boeuf aux petits pois
Hechtenkraut
Fricassée de poulet
Sorbet von Waldmeister
Chévreuil rôti
Gélée aux fruits
Glace: tutti frutti à l’orange
Fernstein, am 10. August 1885
Consommé mit kleinen Knödeln
Forellen auf holländische Art (mit Sauce Hollandaise)
Rindfleisch mit Erbsen
Hechtenkraut
Hühnerfrikassee
Waldmeister-Sorbet
Rehbraten
Gelee mit Früchten
Eis: Orangen-Tutti-Frutti
Wie in Adelshäusern und heute mancherorts auch noch in Restaurants der Haute Cuisine üblich, wurde das Menü auf Französisch verfasst. Interessant bei diesem Menü für König Ludwig II. ist, dass die Begriffe "Hechtenkraut" und "Waldmeister" nicht übersetzt wurden. Beim Hechtenkraut bzw. Hechtkraut (auf Französisch "Pontederia") handelt es sich um eine Sumpf- und Wasserpflanze, die als Salat gegessen wurde. Der Waldmeister ist auch als Wohlriechendes Labkraut bekannt, auf Französisch "aspérule odorante".